Wettbewerb – sindlinger@behnisch-architekten – 2.Preis
Städtebauliche Situation:
Der Masterplan Überseequartier legt die städtebauliche Grundstruktur des
Überseequartiers fest. Über die Qualifizierungsverfahren soll der Masterplan nun weiterentwickelt, verfeinert werden. Es bestehen Spielräume, innerhalb derer der Masterplan modifiziert werden kann.
Für die Entwicklung eines neuen, lebendigen Stadtquartiers sind solche Spielräume wichtig, denn zumeist sind es gerade jene Bereiche einer Stadt, die zwischen den geplanten und geordneten Strukturen liegen, an denen sich beliebte Treffpunkte und besondere städteräumliche Qualitäten entwickeln.
Das alte Hafenamt kann so ein besonderer Ort werden.
Inmitten einer nach heutigen Anforderungen entwickelten Quartiersbebauung befindet sich dieses historische Gebäude. Fast verloren wirkt das „kleine“ Hafenamt zwischen der zumeist 7-geschossigen Blockrandbebauung der Umgebung.
Das Gebäude ist die einzige Reminiszenz an die ursprüngliche Nutzung dieses Gebiets. Auch aus diesem Grund sollte das Alte Hafenamt erhalten werden.
Doch wie kann sich das Alte Hafenamt in dieser fast übermächtigen Umgebung behaupten?
Der Abstand des Gebäudes zur neuen Blockrandbebauung ist zu weit, als dass eine Spannung aus diesem Gegensatz erwachsen könnte.
Bedeutende, die Wirkung des Alten Hafenamts steigernde Anbauten lassen die dafür vorgesehenen Nutzungen wie Gastronomie und Markthalle kaum zu.
Aus diesen Motiven lässt sich für die gestellte Aufgabe daher kein Ansatz ableiten.
Konzept:
Ein den gesamten Platz und das Gebäude überspannender Wald aus Masten gibt dem Ort eine neue Bedeutung. Wie auf alten Hafenansichten, als hunderte von Segelschiffen ein unvergleichliches Panorama abgaben, entsteht ein dem Ort und der Situation angemessenes neues Bild.
Die Höhe der Masten orientiert sich an der Nachbarbebauung. Nur über dem Alten Hafenamt verdichten sich diese, wachsen in die Höhe und zeichnen die Silhouette des Gebäudes weithin sichtbar nach.
Das Hafenamt erhebt sich spielerisch über die neuen Gebäude hinaus.
Manche dieser Masten sind statisch und fest, andere könnten frei sein und sich im Wind bewegen.
Die neuen Funktionen und Nutzungen umspielen das Alte Hafenamt. Die Markthalle öffnet sich zur nördlichen Platzhälfte. Zwischen die Masten gespannt, könnten temporäre Konstruktionen für einen Wetterschutz sorgen. Stoffe oder transparente Konstruktionen sind denkbar.
Die gastronomischen Einrichtungen liegen auf der südlichen Seite des Platzes.
Hölzerne Decks über dem steinernen Platz markieren diese Orte.
Wasserspiele zwischen den Masten , Lichtinstallationen und Windspiele in verschiedenen Höhen sind denkbar und unterstreichen die Besonderheit der Situation.
Über dem Hafenamt schweben einzelne Galerien. Dabei werden die Masten zu Stützen und Tragelementen. Ein Restaurant liegt auf der Größten dieser Galerien. Treppen oder Stege verbinden die Bereiche untereinander. Rundgänge zu besonderen Aussichtspunkten werden zu einer neuen Attraktion. Alle Bereiche sollten dabei leicht und offen wirken. Schwere, steinerne Materialien bleiben dem Alten Hafenamt vorbehalten. Das Raumprogramm kann einfach über Hinzufügen bzw. Entfernen weiterer
Galerien oder Körper erhöht bzw. reduziert werden.
Durch temporäre Installationen für „räumliche“ Bühnen oder Performance Kunst kann der Platz um das Alte Hafenamt auch ein Ort für kulturelle Veranstaltungen werden.
Es könnte gelingen, eine für Hamburg einmalige Situation zu schaffen.
Ein spielerischer Umgang mit historischer Bausubstanz in zeitgenössischem Umfeld.
Konstruktion:
Das Alte Hafenamt wird größtenteils entkernt und im Inneren neu gestaltet. Die Fassaden bleiben erhalten. Lediglich im Bereich der Markthalle wird die Erdgeschossfassade neu gestaltet und großzügig geöffnet, um den Ansprüchen der Markthalle zu genügen.
Die Masten könnten aus Stahl, Aluminium oder Fiberglas hergestellt werden. Es bietet sich an, je nach Anforderung unterschiedliche Materialien zu verwenden. Durch das Bestandsgebäude hindurch werden die Masten im obersten Geschoss gegründet. Einzelne Masten können bis in das Erdgeschoss geführt werden, um ein Gerüst für die neueingezogenen Galerien oder Treppen zu bilden. (Erläuterungsbericht Wettbewerb)